Interview mit Martin Steger, iesy: "Mit OSM verfolgen wir den Open Source Ansatz" - Industrie PC - Computer & AUTOMATION

2021-12-05 13:07:20 By : Mr. Andy Zeng

Seit 2020 ist der OSM-Standard der SGeT spezifiziert. Auf der embedded world präsentierte der Embedded-Spezialist iesy bereits die ersten Module, nun soll ein Evaluation Board auf der SPS folgen. Martin Steger erklärt, warum es sich lohnt, in OSM-Module zu investieren.

Martin Steger ist Inhaber und Geschäftsführer von iesy aus Meinerzhagen. Das Unternehmen entwickelt und fertigt seit über 55 Jahren elektronische Produkte. iesy ist Spezialist für individuelle Embedded-Computing-Lösungen. Mit einem Netzwerk zuverlässiger Partner und Lieferanten hilft das Unternehmen, komplexe Anforderungen mit aufeinander abgestimmten, modularen Anwendungen zu erfüllen. Iesy beteiligt sich aktiv an der Entwicklung und Definition neuer Standards.

Herr Steger, woher kommt der neue Standard - Open Standard Module (OSM)?

Martin Steger: Im September 2019 haben wir gemeinsam mit unseren Partnern Kontron und F&S Elektronik Systeme eine Arbeitsgruppe in der Standardization Group for Embedded Technologies (SGeT) gegründet. Ziel war es, einen neuen Embedded-Computermodul-Standard zu schaffen – er sollte eine einfache und kostengünstige Alternative zu den bisher existierenden Computermodul-Standards darstellen. Als Vorsitzender des Arbeitskreises SDT.05 (Standardization Development Team) konnte ich das Know-how und die Vorarbeit der iesy-Ingenieure maßgeblich in das neue Konzept einfließen lassen. Ein großer Vorteil war hier unsere 55-jährige Erfahrung im Elektronikbereich.

Durch den guten Zugang zum Embedded Markt und den täglichen Austausch mit den verschiedenen Marktteilnehmern kennen wir die Anforderungen und Anliegen unserer Kunden sehr gut. Zum Beispiel der Wunsch nach hocheffizienter Verarbeitung von Computermodulen. Bereits ein Jahr später präsentierte die Arbeitsgruppe ihre Ergebnisse und definierte den ersten, frei zugänglichen und universellen Standard für direktlötbare und skalierbare Embedded-Module.

Wie sehen Sie den Start des OSM-Standards?

Steger: Auf der embedded world 2020 haben die ersten Hersteller – darunter auch iesy – ihre Konzepte für zukünftige OSM-Entwicklungen präsentiert. Unsere ersten Module basieren auf den Formfaktoren „Size-0“ und „Size-S“. Auf der Messe SPS 2021 in Nürnberg wollten wir dies erstmals gemeinsam mit einem eigens entwickelten Bewertungsboard dem Fachpublikum präsentieren. Für die embedded world 2022 planen wir, die ersten serienreifen Module sowie das bereits erwähnte Evaluation Board für erste Tests einsatzbereit und lieferbar anzubieten.

Welche Vorteile sehen Sie in den lötbaren Modulen der OSM-Serie?

Steger: Faktoren wie geringe Größe, Skalierbarkeit und Kosteneffizienz sind hier sicherlich zu nennen. Von der Größe her ist die »Size-0« mit nur 15 mm x 30 mm als definierte Standardanwendung nahezu einzigartig. Auch das größte Modul »Size-L« ist mit 45 x 45 mm für seine Leistungsklasse sehr kompakt. Darüber hinaus können wir die Module im SMT-Bestückungsprozess automatisiert verarbeiten. Dies wirkt sich sehr positiv auf die Kostenstruktur in Produktion, Test & Total Cost of Ownership (TCO) aus. Auch der Einsatz teurer Steckverbinder gehört mit OSM der Vergangenheit an. Die OSM Footprints stellen eine sehr robuste und leistungsstarke Verbindung zum Basisboard her, sodass OSM auch für Anwendungen in ungewöhnlichen Umgebungen bestens geeignet ist. Ein weiterer Pluspunkt ist der Open-Source-Ansatz, auf dem der Standard basiert. Iesy stellt Daten über ein Git-Repository bereit, auf das Entwickler weltweit direkt zugreifen können.

Für welche Zielgruppe ist OSM interessant?

OSM deckt mit seinem breiten Leistungsspektrum alle Anforderungen an ein offenes Embedded System in seiner maximalen Konfiguration ab. Es eignet sich daher ideal für den Einsatz im Edge Computing oder in IoT-Systemen. Die kleinen lötbaren S-Module verfügen bereits über digitale und analoge Videoschnittstellen, mehrere Gbit-LAN-Ports und eine serielle Kameraschnittstelle (CSI). Insgesamt stehen bei Modulen der Baugröße L bis zu 79 Schnittstellen auf 662 Pins zur Verfügung. Entwickler freuen sich über 58 GPIOs, die für zukünftige Erweiterungen zur Verfügung stehen.

Wie ist der aktuelle Entwicklungsstand in Ihrem Unternehmen und wann ist mit den ersten Modulen zu rechnen?

Neben unserem Größe 0 Modul mit ESP32 Mikrocontroller wollten wir auf der SPS in Nürnberg unsere Größe S mit der Rockchip »PX30« CPU präsentieren. Außerdem unser Evaluation Board, auf dem Entwickler künftig OSM-Module aller vier Größen ausgiebig testen können. Die Serienproduktion startet im 1. Quartal 2022.

Blick in die Zukunft – wo sehen Sie OSM langfristig im Embedded-Markt?

Ich bin mir sicher, dass OSM auch in Zukunft seinen Platz im Markt finden wird – denn es erfüllt die Anforderungen unserer Kunden an Flexibilität, Miniaturisierung und Kosten. Auch die aktuelle Situation der Bauteilknappheit verdeutlicht diese Aspekte. OSM deckt mit seinen Funktionen und Schnittstellen ein breites Anwendungsspektrum ab und ist somit für zahlreiche Anwendungen geeignet.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Steger.

iesy GmbH & Co.KG

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